Wirtschaftsmagazin für die frauenärztliche Praxis 5/2024
WIRTSCHAFT
Effektives Abrechnungs-Controlling leicht gemacht In Anbetracht der gegenwärtigen finanziellen Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen sollten Honorarpotenziale nicht ungenutzt bleiben. Viele Abrechnungen in Arztpraxen bergen zudem Risiken für Prüfun gen und Honorarkürzungen. Diese sind dem Praxisinhaber aber oft nicht bewusst. Lesen Sie im Beitrag, welche Kennzahlen Sie im Blick haben sollten, um ein effektives Controlling Ihrer Leistungen zu etablieren.
D ie ambulante Versorgung steht unter Druck. Die Gründe sind seit langem bekannt. Hierzu gehören eine älter und kränker werdende Bevölkerung, stark gestiegene Kosten, der Mangel an Me dizinischen Fachangestellten (MFA), der Rückgang an Arztzeit durch den Trend zur Anstellung sowie eine immer noch in vielen Bereichen dysfunktionale Digitalisierung. Da auch immer mehr Arztsitze – gerade im hausärztlichen Bereich – unbesetzt bleiben, resultieren diese Faktoren in einer spür baren Arbeitsverdichtung mit Belastung der Praxisteams. Die chronische Unter finanzierung der ambulanten Versorgung führt dann weiterhin dazu, dass der Praxis gewinn erheblich unter Druck steht.
Die klassische Abrechnungskontrolle
auf dem Weg. Sie wird voraussichtlich erst im 4. Quartal 2025 Realität und der Ef fekt wird viel kleiner ausfallen als sich die meisten Praxen erhoffen. Im fachärztlichen Bereich hat die Politik vergleichbare Pläne als wünschenswert, aber nicht finanzierbar abgelehnt. Eine neue Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ist in dieser Legislatur periode politisch nicht gewünscht. Während Finanz- und Steuerberater pri mär die Praxiskosten im Blick haben, sind Praxisinhaber in der Regel für die Ein nahmeseite (allein) verantwortlich. Nach unserer Erfahrung werden beispielsweise in einer hausärztlichen Einzelpraxis im Durchschnitt Leistungen im Wert von 8.000 € bis 20.000€ nicht abgerechnet, ob wohl alle Voraussetzungen zur Abrechnung erfüllt sind. Dies ist schade, denn keine Praxis hat in der momentan angespann ten finanziellen Lage Geld zu verschenken. Keine Honorarpotenziale verschenken
In den meisten, aber längst nicht allen Praxen wird die Abrechnung über die Kontrolle von Leistungslisten am Ende eines Praxistages gesteuert. Zum Quartalsende versuchen die MFA dann mithilfe des Praxisverwal tungssystems, zum Teil über selbst erstellte Excel-Listen, die Abrechnung auf der Ebene der einzelnen Ziffern zu kontrollieren. Viele Praxen müssen für diese aufwändige End kontrolle den Praxisbetrieb für einen halben oder ganzen Tag unterbrechen und schließen. Am Ende dieser sehr stressigen und nicht selten mit Überstunden verbundenen Phase werden die Fehler des KBV-Prüfmoduls kor rigiert und die Abrechnungsdatei an die Kas senärztliche Vereinigung (KV) versandt. Jede Praxis arbeitet hier mithilfe praxisinterner Routinen unter starkem Zeitdruck. Überblick verschaffen Ein Gesamtüberblick fehlt häufig. So werden in vielen Praxen die komplexen Regeln der Honorarverteilung ebenso wenig berücksichtigt wie die Kriterien zur Beurteilung von Wirtschaftlichkeit und Plausibilität der Abrechnung. Dies hat zur Folge, dass z. B. viel Arbeit für Leistungen aufgewendet wird, die bei einer Budgetüberschreitung nur noch minimal vergütet werden. Andere Potenziale bleiben unangetastet ste hen. Zudem weisen viele Abrechnun gen signifikante Risiken für Prüfungen und Honorarkürzungen auf. Diese sind dem/den Praxisinhaber(n) in der Regel nicht bewusst. Wenn dann vier bis sechs Monate später der Honorarbescheid kommt, entspricht das ausgewiesene Honorar häufig im Vergleich zur aufgewende ten Arbeit nicht den Erwartungen.
Entbudgetierung mit kleinem Effekt
Die sehnlichst erwartete Entbudgetierung für die hausärztlichen Basisleistungen so wie die Hausbesuche ist über das Gesund heitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG)
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BILD(ER): GANNVECTOR – SHUTTERSTOCK
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Wirtschafts magazin für die frauenärztliche Praxis 5/2024
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