Wirtschaftsmagazin für die frauenärztliche Praxis 5/2024

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29. JAHRGANG · Oktober/November 2024 Nr. 5 / 2024

für die frauenärztliche Praxis

Mit der richtigen Patienten vereinbarung Streit ums Honorar vermeiden Recht

Medizin Kiefernekrose bei der Brustkrebstherapie

GOÄ-Tipp Faktor steigern bei der Nr. 1 GOÄ

Neu zur Behandlung der Adipositas a

SIGNIFIKANTE GEWICHTSREDUKTION 1,2,b VON DURCHSCHNITTLICH

Jetzt verfügbar: Der Mounjaro® KwikPen®

Der erste GIP/GLP-1 Rezeptor- Agonist, um die Pathophysiologie der Adipositas zu beeinflussen. 1

Verbesserung von kardiometabolischen Parametern inkl. Taillenumfang, Triglyceride, HDL- und LDL-Cholesterin und Blutdruck. 1,2,c

GIP/ GLP-1

Mehr Infos

a Mounjaro® ist angezeigt als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität zum Gewichtsmanagement, einschließlich Gewichtsab nahme und Gewichtserhaltung, bei Erwachsenen mit einem Ausgangs-Body-Mass-Index (BMI) von ≥ 30 kg/m 2 (Adipositas) oder ≥ 27 kg/m 2 bis < 30 kg/m 2 (Übergewicht) bei Vorliegen mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung (z. B. Hypertonie, Dyslipidämie, obstruktive Schlafapnoe, Herz-Kreislauf-Erkrankung, Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes mellitus). 1 b Prozentuale Gewichtsreduktion vom Ausgangsgewicht unter Mounjaro® 15 mg nach 72 Wochen. Unter Placebo Gewichtsreduktion um 2,4 % (-2,4 kg) in diesem Zeitraum. Bei kalorienreduzierter Ernährung und erhöhter körperlicher Aktivität. 1,2 c Die Wirksamkeits-Estimand (Efficacy Estimand) für die

Einzeldosen wurde mit Ausnahme des Taillenumfangs bei Mounjaro® 10 mg und 15 mg nicht multiplizitätsadjustiert. 2 1. Fachinformation Mounjaro®, aktueller Stand. 2. Jastreboff AM, et al. N Engl J Med. 2022; 387(3): 205–216.

Bezeichnung der/s Arzneimittel/s: Mounjaro® 2,5 mg Injektionslösung in einer Durchstechflasche, Mounjaro® 5 mg Injektionslösung in einer Durchstechflasche, Mounjaro® 7,5 mg Injektionslösung in einer Durchstechflasche, Mounjaro® 10 mg Injektionslösung in einer Durchstechflasche, Mounjaro® 12,5 mg Injektionslösung in einer Durchstechflasche, Mounjaro® 15 mg Injektionslösung in einer Durchstechflasche, Mounjaro® 2,5 mg/Dosis KwikPen® Injektionslösung in einem Fertigpen, Mounjaro® 5 mg/Dosis KwikPen® Injektionslösung in einem Fertigpen, Mounjaro® 7,5 mg/Dosis KwikPen® Injektionslösung in einem Fertigpen, Mounjaro® 10 mg/Dosis KwikPen® Injektionslösung in einem Fertigpen, Mounjaro® 12,5 mg/Dosis KwikPen® Injektionslösung in einem Fertigpen, Mounjaro® 15 mg/Dosis KwikPen® Injektionslösung in einem Fertigpen. Zusammensetzung: Durchstechflasche, Einzeldosis; arzneilich wirksamer Bestandteil: Jede Durchstechflasche enthält 2,5 mg (5 mg/ml), 5 mg (10 mg/ml), 7,5 mg (15 mg/ml), 10 mg (20 mg/ml), 12,5 mg (25 mg/ml) oder 15 mg (30 mg/ml) Tirzepatid in 0,5 ml Lösung; sonstige Bestandteile: Dinatriumhydrogenphosphat 7 H 2 O (E339), Natriumchlorid, Konzentrierte Salzsäure (zur pH-Wert Einstellung), Natriumhydroxid (zur pH-Wert Einstellung), Wasser für Injektionszwecke. Fertigpen (KwikPen®), Mehrfachdosis; arzneilich wirksamer Bestandteil; Jede Dosis enthält 2,5 mg, 5 mg, 7,5 mg, 10 mg, 12,5 mg oder 15 mg Tirzepatid in 0,6 ml Lösung. Jeder Mehrfachdosis-Fertigpen enthält 10 mg (4,17 mg/ml), 20 mg (8,33 mg/ml), 30 mg (12,5 mg/ml), 40 mg (16,7 mg/ml), 50 mg (20,8 mg/ml) oder 60 mg (25 mg/ml) Tirzepatid in 2,4 ml. Jeder Pen gibt 4 Dosen zu je 2,5 mg, 5 mg, 7,5 mg, 10 mg, 12,5 mg oder 15 mg ab; sonstige Bestandteile: Dinatriumhydrogenphosphat 7 H 2 O (E339), Benzylalkohol (E1519), Glycerin, Phenol, Natriumchlorid, Salzsäure 36 % (zur pH-Wert Einstellung), Natriumhydroxid (zur pH-Wert Einstellung), Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: Typ-2-Diabetes mellitus: Mounjaro ist angezeigt zur Behandlung von Erwachsenen mit unzureichend eingestelltem Typ 2 Diabetes mellitus als Ergänzung zu Diät und Bewegung als Monotherapie, wenn die Einnahme von Metformin wegen Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen nicht angezeigt ist, zusätzlich zu anderen Arzneimitteln zur Behandlung von Diabetes mellitus. Studienergebnisse hinsichtlich Kombinationen, Auswirkungen auf die glykämische Kontrolle, sowie auf die untersuchten Populationen, sind in den Abschnitten 4.4, 4.5 und 5.1 der Fachinformation zu finden. Gewichtsmanagement: Mounjaro ist angezeigt als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität zum Gewichtsmanagement, einschließlich Gewichtsabnahme und Gewichtserhaltung, bei Erwachsenen mit einem Ausgangs-Body-Mass-Index (BMI) von ≥ 30 kg/m 2 (Adipositas) oder ≥ 27 kg/m 2 bis < 30 kg/m 2 (Übergewicht) bei Vorliegen mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung (z. B. Hypertonie, Dyslipidämie, obstruktive Schlafapnoe, Herz-Kreislauf-Erkrankung, Prädiabetes oder Typ 2 Diabetes mellitus). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen einen der genannten sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Hypoglykämie 1* bei Anwendung mit Sulfonylharnstoffen oder Insulin; Übelkeit, Diarrhoe, Erbrechen 3 , Abdominalschmerz 3 , Obstipation 3 . Häufig: Überempfindlichkeitsreaktionen; Hypoglykämie 1* bei Anwendung mit Metformin und SGLT2-Inhibitoren, verminderter Appetit 1 ; Schwindel 2 , Hypotonie 2 , Dyspepsie, Blähungen, Aufstoßen, Flatulenz, gastroösophageale Refluxkrankheit; Haarausfall 2 , Fatigue (umfasst die Begriffe Müdigkeit, Asthenie, Unwohlsein und Lethargie), Reaktionen an der Injektionsstelle; erhöhte Herzfrequenz, erhöhte Lipase- und Amylasewerte, erhöhter Calcitonin-Wert 4 . Gelegentlich: Hypoglykämie 1* bei Anwendung mit Metformin, Gewichtsverlust 1 ; Dysgeusie; Cholelithiasis, Cholezystitis, akute Pankreatitis; Schmerzen an der Injektionsstelle. Selten: Anaphylaktische Reaktion # , Angioödem # . [* Klinisch signifikante Hypoglykämien (Blutzucker < 3,0 mmol/l (< 54 mg/dl)) oder schwere Hypoglykämien (die Hilfe einer anderen Person erfordern); 1 Nebenwirkung, die nur auf Patienten mit Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) zutrifft; 2 Nebenwirkung, die hauptsächlich auf Patienten mit Übergewicht oder Adipositas mit oder ohne T2DM zutrifft. 3 Die Häufigkeit war in Studien zum Gewichtsmanagement sehr häufig und in T2DM-Studien häufig. 4 Die Häufigkeit war in Studien zum Gewichtsmanagement häufig und in T2DM-Studien gelegentlich. # Über Berichte nach Markteinführung.]. Warnhinweise: Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren, weitere Warnhinweise siehe Fachinformation. Verschreibungspflichtig. Zulassungsinhaber: Eli Lilly Nederland B.V., Papendorpseweg 83, 3528 BJ Utrecht, Niederlande; Ansprechpartner in Deutschland: Lilly Deutschland GmbH, Werner-Reimers-Str. 2-4, D-61352 Bad Homburg. Stand der Information: August 2024.

PP-TR-DE-1437 September 2024

EDITORIAL

Lohnt sich A m eigenen Handwerkszeug feilen, sich persönlich weiterbilden, Kompetenzen erweitern. Ab und an sollten wir Dinge in den Blick nehmen, die im beruflichen Alltag schon einmal unter den Tisch fallen oder nur „neben her“ laufen. Für jeden ist das etwas anderes. Im ärztlichen Berufsalltag gibt es einen Bereich, in dem es sich ganz konkret auszahlt, sich mit den bisherigen Routinen und den Einzelheiten zu befassen: Das ärztliche Honorar. Während Ihr Unternehmens- oder Steuer berater in erster Linie die Kostenseite der Praxis im Blick hat, sind Sie für die Einnahmenseite ver antwortlich. Jede Praxis hat ihre eigene Routine, um

beispielsweise die Abrechnung zu prüfen und zu steuern. Allerdings wird dabei viel Geld verschenkt, so die Erfahrung des Praxisberaters Dr. med. Georg Lübben. In einer hausärztlichen Einzelpraxis zum Beispiel würden im Durchschnitt Leistungen im Wert von bis zu 20.000 € nicht abge rechnet – und das, obwohl alle Voraussetzungen zur Abrechnung erfüllt sind. Das muss nicht sein. In der Rubrik Wirtschaft erfahren Sie, welche Kennzahlen für ein effizientes Controlling Ihrer Leistungen zählen. Leserinnen und Leser berichten uns immer häufiger darüber, dass sie sich mit Patientinnen und Patienten über das privatärztliche Honorar auseinandersetzen müssen. Vor allem dann, wenn es darum geht, „in die eigene Tasche zu greifen“. Aktuelles Beispiel aus unserem Abrechnungs service : Ein Patient, der in der Postbeamtenkrankenkasse versichert ist, weigert sich, die üblichen Steigerungsfaktoren in der betreffenden Privat rechnung zu zahlen. Um derartigen Auseinandersetzungen vorzubeugen, aber auch, um im Streitfall gewappnet zu sein, kommt es u.a. penibel auf die Unterscheidungen bei den Vereinbarungen zum Honorar an. So ist Patientenvereinbarung nicht gleich Honorarvereinbarung. Was Sie zur Terminologie und zum rechtssicheren Umgang mit Vereinbarungen rund um Ihr Honorar wissen sollten, erläutert Rechtsanwältin Svenja Brungert in der Rubrik Recht . Praxishinweise, die sich lohnen, finden Sie auch in den weiteren Beiträgen dieser Ausgabe oder online auf unserem fachübergreifenden Ärzteportal www.der-niedergelassene-arzt.de.

Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht

Ihre

Amelie Kaufmann Chefredakteurin

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Fernrezidiv das Risiko im Blick haben Mind the gap

~ 1 von 3 Patientinnen mit Stadium II (N0/N1) HR+ Brustkrebs bekommt trotz endokriner Standardtherapie ein Fernrezidiv 1

Mehr Informationen unter novartis-onkologie.de/mindthegap

1. Pan H, Gray R, Braybrooke J, et al. N Engl J Med. 2017;377(19): 1836-1846;(suppl). doi:10.1056/NEJMoa1701830

INHALT

MAGAZIN

6 D igital-Tipp des Monats, Verlosung des Monats WIRTSCHAFT 11 Praxisübergabe an ein MVZ: Wie bereite ich mich optimal vor? 13 Effektives Abrechnungs-Controlling leicht gemacht PRAXIS Steuern 16 Aufwendungen für eine Abschiedsfeier eines Arbeitnehmers 17 Grundfreibetrag und Kinderfreibetrag sollen rückwirkend erhöht werden PRAXIS Recht 18 Fragen an den Experten: Rechtsanwalt Sven Rothfuß gibt Antwort u.a. zur Weiterbil dungsbefugnis • Zulassungsentzug bei geringen Fallzahlen • Leistungserbringung im MVZ ohne ärztliche Leitung M it der richtigen Patientenvereinbarung Streit ums Honorar vermeiden 22 Kollege KI erstellt elektronischen Arztbrief • Opt-out-Verfahren ePA: Erste Krankenkassen schreiben Versicherte an • Den Ausbau der Telemedizin fördern PRAXIS Update Kennen Sie Ihre Betreiberpflichten in der Arztpraxis? 26 PRAXIS Digital 24

Tipps zur Praxisübergabe ans MVZ Die Abgabe der Praxis an ein investorenbetriebenes Medizini sches Versorgungszentrum (MVZ) kann eine geeignete Wahl sein. Dr. med. Gerd Rauch hat das gemacht und ist dort weiter tätig. Ein paar Dinge möchte er mit auf den Weg geben. Seite 11

ABRECHNUNGSTIPPS

Kennen Sie Ihre Betreiberpflichten? Personen, die Arbeitsplätze bereitstellen und damit Arbeitneh merinnen und Arbeitnehmer beschäftigen, gelten als Betreiber einer Fläche. Wir stellen eine Auswahl an Betreiberpflichten in der Arztpraxis vor. Seite 26

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EBM: Venerische Erkrankungen auf dem Vormarsch

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GOÄ: Faktorsteigerung bei der Nr. 1

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IGeL: Schröpfen als alternative Behandlungsform

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Fragen an unsere Experten: Weigerung der Rechnungsbegleichung wegen abweichender Steigerungssätze • Äquivalent zur GOP 01771 EBM bei Privatpatientin

MEDIZIN Onkologie

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Brustkrebs – Kiefernekrose bei Therapie von Knochenmetastasen vorbeugen MEDIZIN W elche gesundheitlichen Vorteile bietet der Mikro biom-Austausch beim Koitus? V erhütungsforschung – großer Bedarf an Optionen für Männer E rste Leitlinie zur nicht-hormonellen Verhütung erschienen

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Mikrobiom-Austausch beim Koitus Welche gesundheitlichen Vorteile hat die „Mikrobiom-Übertra gung“ beim Koitus ohne Kondom? Seite 36

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MEDIZIN Report

KREUZ &quer

Zur besseren Lesbarkeit kann in Texten dieses Magazins das generische Maskulinum verwendet werden. Nichtsdestoweniger beziehen sich die Angaben auf Angehörige aller Geschlechter.

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Recht kurios • Impressum

BILD(ER): EAMESBOT, PEET PHOTO, PINKCOFFEE STUDIO – SHUTTERSTOCK

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MAGAZIN

Digital-Tipp des Monats dipraxis

Urteile

Vergünstigte Unterkunft nicht steuerfrei Leistungen, die ein Arbeitgeber Beschäftig ten zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn zur Verfügung stellt und die „zur Gesundheitsförderung“ dienen, kön nen bis zu einem Höchstbetrag je Arbeit nehmer steuerfrei für den Arbeitgeber sein. Sie müssen „zusätzlich (…) zur Verhinde rung und Vermeidung von Krankheitsrisi ken und zur Förderung der Gesundheit in Betrieben erbracht werden“. Dazu zählen nicht die mit diesen Leistungen im Zusam menhang stehenden unentgeltlichen oder vergünstigten Unterkunfts- und Verpfle gungsleistungen, die der Chef bereitstellt. Sie verbessern weder den Gesundheitszu stand noch fördern sie die Gesundheit der Beschäftigten. Diese Kosten führen daher zu steuer- und beitragspflichtigem Arbeits lohn für die Arbeitnehmer, da „ein steuer freier Reisekostenersatz mangels Vorliegens einer beruflich veranlassten Auswärtstätig keit nicht in Betracht kommt“. §§ BFH, VI R 27/21 Ort „der regelmäßigen Beschäftigung“ Nimmt ein Mann auf Anordnung seines Arbeitgebers (der in Nordrhein-Westfalen sitzt) vom 01.11. bis zum 05.11. eines Jah res an einer Fortbildungsveranstaltung in Hessen teil (wo Allerheiligen am 01.11. kein gesetzlicher Feiertag ist), so hat der Arbeitnehmer Anspruch auf den tariflich zustehenden Feiertagszuschlag. Für den Zuschlagsanspruch ist nach den Rege lungen des „Tarifvertrags für den öffent lichen Dienst der Länder“ der regelmäßige Beschäftigungsort maßgeblich. §§ BAG, 6 AZR 38/24 Urlaub nicht nachträglich änderbar Hat ein Arbeitnehmer Ende eines Jahres zum 30. Juni des Folgejahres gekündigt, und ist er in der ersten Jahreshälfte durch das Abfeiern etlicher Überstunden und nicht genommener Urlaubstage „unwiderruflich freigestellt“, so kann er nicht nachträglich „Urlaub ausgezahlt“ erhalten, wenn er in diesem Zeitraum für knapp zwei Wochen arbeitsunfähig erkrankt. Hier hatte der Be schäftigte dem Arbeitgeber schriftlich mit geteilt, dass er „vom 11. Februar bis zum 10. März wegen eines längeren Auslands aufenthalts nicht zur Verfügung steht“ und später die Bezahlung der Zeit verlangt, in der er krank war. Nach seiner Abwesenheit war sein Urlaubsanspruch erloschen. Eine „nachträgliche Änderung des Urlaubszeit raumes wegen Krankheit“ sei nicht möglich.

https://www.kvwl.de/dipraxis

und verkürzte Praxisaufenthalte bis zur ortsunabhängigen Nachsorge. Daneben berichten Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Pers pektiven in Video-Interviews von ih ren persönlichen Erfahrungen mit der Digitalisierung. Vorstand und Exper ten der KVWL ordnen die aktuellen Entwicklungen schließlich ein. Alle dort gezeigten Produkte sind das Er gebnis öffentlicher Ausschreibungen.

Digitale Erfahrung einmal anders. Showroom und Prüflabor, Ideen schmiede und interaktive Muster praxis – das ist die „dipraxis“ der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Hier können sich Vertragsärztinnen und Vertragsärzte auf über 50 Quadratmetern vor Ort über neue Anwendungen und inno vative digitale Lösungen informieren: Neue Möglichkeiten für optimierte Praxisabläufe, die digitale Patient Journey, Online-Terminbuchungen

Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe

Verlosung des Monats Workshift

Fachkräftemangel, Überlastung, demografischer Wan del und KI-Revolution sind fundamentale Herausfor derungen unserer Zeit – und wir können sie nur lö sen, wenn wir Arbeit neu erfinden. Elly Oldenbourg analysiert, was uns im Moment bremst und welche Veränderungen – „Workshifts“ – wir angehen sollten. Dabei stellt sie die vier Wirkungsfelder Zeit, Kolla boration, Vielfalt und Kennzahlen in den Fokus und bietet konkrete Lösungsansätze für Entscheiderinnen und Entscheider persönlich und für Unternehmen als Ganzes. Sie entwickelt 22 Ideen, mit denen man sich aus dem Korsett veralteter Strukturen befreien kann

Workshift Warum wir heute an ders arbeiten müssen, um unser Morgen zu retten, Klappen broschur, 239 Sei ten, 30€, ISBN 9783593518237

und schlägt Brücken in die Zukunft. X Wir verlosen 3 x „Workshift“. Viel Glück!

X Die Verarbeitung Ihrer Daten erfolgt im Einklang mit den gesetzlichen Bestim mungen zum Datenschutz (gemäß Artikel 6 Absatz 1 DSGVO). Weitere Angaben zum Datenverarbeitungspro zess finden Sie im Impressum dieser Ausgabe sowie unter www.der-niedergelassene- arzt.de/datenschutz

Gewinnen Sie die Verlosung des Monats!

Nutzen Sie den QR-Code, gehen sie auf www.ni-a.de/gewinn oder senden Sie uns für Ihre Teilnahme eine E-Mail mit dem Stichwort „Verlosung des Monats 5/2024“ mit Ihrem Namen und Ihre Postadresse an: E-Mail: info@wpv.de. Einsendeschluss: 25.10.2024

§§ LAG Schleswig-Holstein, 1 Sa 168/23 Quelle: Redaktionsbüro Wolfgang Büser

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Glucose-Tests für Schwangere Einfach 1 , schnell 1 und ohne Glycerol 2

BALD ERHÄLTLICH

• Leitliniengerechte Fertiglösungen³ • Ohne Glycerol gemäß DDG Empfehlung² • Fruchtiger Johannisbeergeschmack • Screening- und Toleranztest aus einer Hand

erster zugelassener Screeningtest

Zeit für

1. Fertiglösung 2. Gemäß der Empfehlung der DDG, siehe Positionspapier der Kommission Apotheker in der Diabetologie BAK/DDG zur Herstellung einer oGTT-Lösung für die Diagnose eines Diabetes einschließlich eines Gestationsdiabetes; L. Heinemann, H. Adamczewski, Ch. Neumann, M. Kaltheuner, H. Reimann, M. Krüger, 08. Dezember 2020 3. Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Arbeitsgemeinschaft Geburtshilfe und Pränatalmedizin (AGG). S3-Leitlinie Gestationsdiabetes mel litus (GDM), Diagnostik, Therapie und Nachsorge. 2. Auflage. AWMF-Registernummer: 057-008. Version 3.0. Stand: 28. Februar 2018. Gültig bis: 27. Februar 2023 (in Überarbeitung). Abrufbar unter: https:// register.awmf.org/assets/guidelines/057-008l_S3_Gestationsdiabetes-mellitus-GDM-Diagnostik-Therapie-Nachsorge_2019-06-abgelaufen.pdf (Letzter Zugriff: August 2024). Inory-GlucoScreen 50 g Lösung zum Einnehmen. Wirkstoff: Glucose. Zusammensetzung: 200 ml Lösung enth. 50 g Glucose als Glucosemonohydrat (Ph.Eur.). Sonst. Bestandt.: Natriumbenzoat, Citronensäure, Schwarze-Johannisbeer-Aroma, Gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Screening auf Schwangerschaftsdiabetes mit einem oralen Glucose Screening Test (oGST). Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gg. den Wirkstoff od. einen der sonst. Bestandt.. Körperl. Stress, z. B. nach einer Operation oder einem Trauma, bei einem Infekt oder einer anderen akuten Erkrankung. Manifester Diabetes mellitus. Zustand nach Magen-Darm-Resektion. Stark reduzierter Allgemein- und Ernährungszustand. Elektrolytstörungen (inkl. Kalium-, Magnesium- oder Phosphatmangel). Nebenwirkungen: Häufig (kann bis zu 1 von 10 Behandelten betreffen): Hypoglykämische Reaktion. Gelegentlich (kann bis zu 1 von 100 Behandelten betreffen): Magendruck, Übelkeit, Erbrechen. Selten (kann bis zu 1 von 1000 Behandelten betreffen): allergische Reaktionen, z. B. Hautrötung. Häufigkeit nicht bekannt: Schwitzen, Schwindel, Ohnmacht, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Bauchbeschwerden, Blähungen. Erhöhung der Herzfrequenz ohne Erhöhung des Blutdrucks, signifikante Verzögerung der Magenentleerung. Warnhinweise: Jede Flasche enthält Natriumbenzoat. Packungsbeilage beachten. Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Stand der Information: 09/2024, Midas Pharma GmbH, Rheinstraße 49, 55218 Ingelheim, Deutschland Inory-GlucoTest 75 g/300 ml Lösung zum Einnehmen. Wirkstoff: Glucose. Zusammensetzung: 300 ml Lösung enth. 75 g Glucose als Glucosemonohydrat (Ph.Eur.). Sonst. Bestandt.: Natriumbenzoat, Citronensäure, Schwarze-Johannisbeer-Aroma, Gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Zur Diagnose oder zum Ausschluss einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) und/oder einer gestörten Glucosetoleranz. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gg. den Wirkstoff od. einen der sonst. Bestandt.. Körperl. Stress, z. B. nach einer Operation oder einem Trauma, bei einem Infekt oder einer anderen akuten Erkrankung. Manifester Diabetes mellitus. Zustand nach Magen-Darm-Resektion. Stark reduzierter Allgemein- und Ernährungszustand. Elektrolytstörungen (inkl. Kalium-, Magnesium- oder Phosphatmangel). Nebenwirkungen: Häufig (kann bis zu 1 von 10 Behandelten betreffen): Hypoglykämische Reaktion. Gelegentlich (kann bis zu 1 von 100 Behandelten betreffen): Magendruck, Übelkeit, Erbrechen. Selten (kann bis zu 1 von 1000 Behandelten betreffen): allergische Reaktionen, z. B. Hautrötung. Häufigkeit nicht bekannt: Schwitzen, Schwindel, Ohnmacht, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Bauchbeschwerden, Blähungen. Erhöhung der Herzfrequenz ohne Erhöhung des Blutdrucks, signifikante Verzögerung der Magenentleerung. Warnhinweise: Jede Flasche enthält Natriumbenzoat. Packungsbeilage beachten. Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Stand der Information: 09/2024, Midas Pharma GmbH, Rheinstraße 49, 55218 Ingelheim, Deutschland

MAGAZIN

Migräne Graufeld Schwangerschaft Migräne tritt bei Frauen dreimal so häufig auf wie bei Männern, mit höchster Prävalenz im gebärfähigen Alter. Schwangere sind weitgehend von systematischen Arzneimittel studien ausgeschlossen, sodass für viele der üblichen Medikamente Daten zur Sicherheit und Wirksam keit während der Schwangerschaft und Stillzeit fehlen. „Das macht die medikamentöse Behandlung in dieser sensiblen Lebensphase zu ei nem ethisch und rechtlich komple xen Unterfangen und schafft große Unsicherheit, sowohl bei Ärztin nen und Ärzten als auch bei den werdenden Müttern“, benennt Dr. Wolfgang Paulus von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesell schaft aktuelle Herausforderungen. Bei mehr als 700.000 Schwanger schaften pro Jahr in Deutschland stünden schätzungsweise ca. 150.000 Schwangere vor diesem Problem, beziffert Paulus. Anläss lich des Kopfschmerztags forderte er mehr staatliche Unterstützung für die Beratung und Risikobewer tung zur Arzneimitteltherapie in der Schwangerschaft. Die Medika mente, die in der Schwangerschaft zur Migränebehandlung eingesetzt werden dürfen, finden Sie bei der Fachgesellschaft. Quelle: Deutsche Migräne- und Kopfschmerz gesellschaft e. V.

Akute Migräneattacken Triptane am effektivsten

Die Metaanalyse eines internationalen Netzwerks hat die Ergebnisse von 137 ran domisierten und kontrollierten Studien mit insgesamt 89.445 Patientinnen und Patien ten ausgewertet, in denen 17 verschiedene Medikamente oder Placebos zur Migräne therapie eingesetzt wurden. Die Studie zeigt, dass Triptane am effektivsten gegen akute Migräneattacken wirken. Auch neuere Medikamente waren nicht überlegen. Den noch nehmen nur gut 7% der Betroffenen Triptane ein – trotz hoher Wirksamkeit, allgemein guter Verträglichkeit und relativ geringer Therapiekosten. „Die wichtigste

Erkenntnis aus dieser Metaanalyse ist, dass wir in Deutschland deutlich mehr Migräne patientinnen und -patienten mit den sehr wirksamen und sicheren Triptanen behan deln sollten. Dies gilt insbesondere für die, bei denen Schmerzmittel wie Paracetamol oder nicht-steroidale Antirheumatika nicht oder nicht ausreichend wirksam sind [...]“, erklärt Prof. Peter Berlit, Deutsche Gesell schaft für Neurologie. — Karlsson WK, Ostinelli EG, Zhuang ZA et al. BMJ 2024;386: e080107. Praxen mit sehr hohen Einnahmen und Aufwendungen beeinflusst: So verzeich nete die Hälfte aller Praxen Einnahmen bis 487.000 € und einen Reinertrag von höchstens 230.000 € (Medianwerte). Der Reinertrag ist nicht mit dem Gewinn bzw. dem Einkommen der Ärztinnen und Ärzte gleichzusetzen. Er stellt das Ergebnis des Geschäftsjahrs der gesamten Praxis dar, berücksichtigt aber z.B. nicht die Aufwen dungen für Praxisübernahmen oder Versi cherungen der Praxischefs. X Die Angaben beruhen auf den Ergebnissen der „Kostenstrukturstatistik im medizinischen Bereich“, einer repräsentativen Stichprobenerhebung. Details finden Sie unter: www.destatis.de/DE/Themen/Bran chen-Unternehmen/Dienstleistungen/Publikationen/_ publikationen-innen-statistischer-bericht.html Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN)

Kostenstrukturdaten 11,0% höhere Aufwendungen in Arztpraxen

Die Aufwendungen in Arztpraxen haben sich nach Angaben des Statistischen Bun desamts im Jahr 2022 deutlich gegenüber dem Vorjahr erhöht. Zugleich stiegen die durchschnittlichen Einnahmen der Praxen, aber weniger stark.

In einem Umfeld stark gestiegener Ver braucherpreise – der Verbraucherpreis index für Deutschland stieg im gleichen Zeitraum um 6,9 % – erhöhten sich die durchschnittlichen Aufwendungen je Praxis im Jahr 2022 auf 466.000 € (2021: 420.000 €). Dazu zählen Einzelpraxen, fachgleiche sowie fachübergreifende Be rufsausübungsgemeinschaften (BAG/ Gemeinschaftspraxen) und Medizinische Versorgungszentren (MVZ), ausgenom

men sind Zahnarztpraxen und psychothe rapeutische Praxen. Die durchschnittlichen Einnahmen je Arztpraxis einschließlich fachübergreifender BAG und MVZ stiegen 2022 gegenüber dem Vorjahr um 5,3 % auf 796.000 € (2021: 756.000 €) und da mit weniger stark als die Aufwendungen. Dadurch sank der durchschnittliche Rein ertrag je Praxis 2022 gegenüber 2021 um 1,5 % auf 331.000 € (2021: 336.000 €). Diese Durchschnittswerte sind stark von

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)

BILD(ER): GENKO MONO – SHUTTERSTOCK

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MAGAZIN

Energie zu Vitamin Folsäure aus einfachen Grundzutaten herstellen

Bei der Proteinherstellung kann ein wertvolles Nebenprodukt entstehen. Es könnte zur Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung beitragen. Man nehme Kohlendioxid, Wasserstoff und Sauerstoff sowie Strom aus erneuer baren Quellen – mehr brauchen ein Bak terium und die Bäckerhefe kaum, um in einem ausgeklügelten Bioreaktor-System im Labor Proteine für die menschliche Ernährung und das lebenswichtige Vita min B9, die Folsäure, herzustellen. Dieses Ergebnis erzielte ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Lars Angenent aus der Umweltbiotechnologie der Universität

Tübingen bei der Weiterentwicklung sei nes Power-to-Protein-Systems. Etwa sechs Gramm der produzierten und getrockne ten Hefe würden einem Menschen als täg liche Vitamin-B9-Dosis reichen. Das neue Proteinprodukt mit Vitamin B9 kann als vegane Grundlage für Fleischersatz dienen, mit dem langfristig eine wachsende Weltbe völkerung klimaverträglich ernährt werden könnte. „Bei unserem Produkt handelt es sich noch nicht um ein fertiges Lebensmit tel, aber die Nahrungsmittelindustrie kann es dazu weiterentwickeln“, sagt Angenent. — Lisa Marie Schmitz et al. Trends in Biotechnology, DOI: 10.1016/j.tibtech.2024.06.014 Quelle: Universität Tübingen

Krebstherapie Wann ist die beste Tageszeit für eine Behandlung?

Fleischkonsum Darf es etwas weniger sein?

Wie man dazu anregen kann, kleinere Fleischportionen zu wäh len, untersuchten Forschende in der Kantine einer Reha-Klinik.

Der gewünschte Effekt war dann am größten, wenn das Kantinenteam einfach kleinere Fleischportionen austeilte und erst auf Nachfrage nachlegte. Dieses Vorgehen stieß auch bei den Gästen weitgehend auf Akzeptanz. Allerdings unter schieden sich die verschiedenen Strategien der Fleischreduktion erheblich in den Effekten. Er staunlich: Das sehr unterschied liche Verhalten von Frauen und Männern. Vor allem bei der Portionsgröße entschieden sich fast vier Mal mehr Frauen für die kleinere Portion als Männer.

Auch beim Nudging (kleinere Fleischportionen als Standard) zeigte sich dieser Effekt noch, wenn auch deutlich schwächer. „Wir konnten beobachten, dass sich durch das Nudging die Ent scheidung von Männern und Frauen für kleinere Fleischporti onen annäherte“, fasst Dominic Lemken, Universität Göttingen, zusammen. „Dieses Resultat lie ße sich auch für die Ernährungs politik nutzen, wenn es darum geht, insgesamt den Fleischkon sum anzunähern.“

Unsere Zellen folgen dem Takt der inneren Uhr und re agieren zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedlich auf äußere Einflüsse. Ein Team um Dr. Adrián Enrique Granada vom Charité Comprehensive Cancer Cen ter in Berlin, hat sich zum Ziel gesetzt, den optimalen Zeitpunkt für die Medikamentenverabreichung zu bestimmen. „Wir haben Zellen von Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs kultiviert, um zu beob achten, wie sie zu unterschiedlichen Tageszeiten auf die verabreichten Medikamente reagieren“, erläutert Carolin Ector, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe. Das Team konnte bestimmte Tageszei ten identifizieren, zu denen Krebszellen am anfälligsten für Medikamentenbehandlungen sind. Maßgeblich da für sind bestimmte zelluläre und genetische Faktoren. Mit diesem Ansatz lassen sich detaillierte Profile er stellen, die zeigen, wie verschiedene Krebszelltypen zu verschiedenen Zeiten auf verschiedene Medikamente reagieren. „Das kann helfen, die effektivsten Medi kamentenkombinationen zu identifizieren“, teilt der Wissenschaftler mit. „Insgesamt deuten unsere Ergeb nisse darauf hin, dass personalisierte Behandlungsplä ne basierend auf den individuellen zirkadianen Rhyth men die Wirksamkeit von Krebstherapien erheblich verbessern könnten“, schlussfolgert Granada. Auch unerwünschte Nebenwirkungen ließen sich damit reduzieren. Die Ergebnisse sollen nun in Studien mit einer größeren Patientinnengruppe überprüft werden. — Ector C et al. Nat Commun 2024;15:7205.

Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms Universität Bonn

Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin BILD(ER): PIXEL-SHOT, GABRIELOCANU – SHUTTERSTOCK

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Schwangerschaft Impfungen und Hygiene schützen vor Infektionen

Infektionserkrankungen in der Schwangerschaft und in der Stillzeit können eine Gefährdung für Mutter und Kind darstel len. Ein umfassender Impfschutz und Hygieneregeln helfen.

es bislang keine Impfung gegen das Zytomegalievirus (CMV), das auf das ungeborene Kind übertragen werden (kongenita le CMV-Infektion) und dort zu schweren Schädigungen führen kann. „Schwangere, die zuvor noch keinen Kontakt zu CMV hatten, können durch Einhal tung einfacher Hygienemaß nahmen ihr Infektionsrisiko deutlich vermindern“, rät Hösemann. „Wichtig ist das insbesondere beim Umgang mit Kleinkindern bis drei Jahren, die oft unerkannt das Virus im Speichel und Urin ausschei den.“ Hygienemaßnahmen sind für beruflich exponierte Schwangere, die noch keine CMV-Infektion hatten und mit engem Kontakt zu Kleinkin dern arbeiten, besonders wich tig (s. Mutterschutzgesetz). Auch bestimmte Lebens mittelinfektionen wie Listeriose und Toxoplasmose können dem ungeborenen Kind scha den, wenn sie auch selten sind.

„Schwangere haben aufgrund hormoneller Veränderungen eine abgeschwächte Immun abwehr. Deshalb sind sie gene rell für Infektionen besonders empfänglich und Erkrankun gen können auch komplikati onsreicher verlaufen“, erklärt Dr. Cornelia Hösemann vom Berufsverband der Frauenärzte. „Daher ist ein möglichst kom pletter Impfschutz – am besten schon bei Kinderwunsch – be sonders wichtig.“ Frauen mit Kinderwunsch sollten idealer weise fünf bis sechs Monate vor einer Schwangerschaft ihr Impfbuch prüfen lassen, damit Impfungen komplettiert bzw. nachgeholt werden können. Weil es Infektionserkran kungen gibt, gegen die kein Impfschutz verfügbar ist, wer den zur Vorbeugung von Anste ckungen gründliche Hygiene maßnahmen empfohlen. Sie sind Teil der Hygieneberatung zum Schutz vor mütterlichen Infektionen, die im Rahmen der Schwangerschaftvorsorge stattfindet. Unter anderem gibt

Leitlinienaktualisierung Querschnittgelähmt in der Schwangerschaft Fachvertretende der Deutschen Gesellschaft für Gynä kologie und Geburtshilfe und der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegiologie haben die Leitlinie „Schwangerschaft, Geburt und Wochen bett bei Frauen mit Querschnittlähmung“ von 2018 aktualisiert. Damit sollen allgemeine interdisziplinäre Standards und praxisorientierte Hilfen zur Betreuung und Beratung von Frauen mit Kinderwunsch und Schwangerschaft bei Querschnittlähmung etabliert werden. „Oftmals bestehen noch größere Unsicher heiten bei der Erfassung des Umfangs der paraplegiolo gisch zu berücksichtigenden Aspekte und damit bei der Leistungserbringung. Mithilfe dieser Leitlinie soll die interdisziplinäre Betreuung von querschnittgelähmten Frauen mit Kinderwunsch und Schwangerschaft auf ein höheres Versorgungslevel gebracht werden“, heißt es von Dr. Ines Kurze, Querschnittgelähmten-Zentrum, Klinik für Paraplegiologie und Neuro-Urologie Bad Berka, und Leitlinienkoordinatorin. Chronische Hepatitis B Neue Erkenntnisse zur Immunantwort Forschende der Universität Freiburg haben überra schende Erkenntnisse über die Immunantwort bei chronischer Hepatitis B (HBV) gewonnen. Anders als bislang angenommen ist ein Teil der Immunzellen, die virusinfizierte Körperzellen zerstören, auch bei einer chronischen Hepatitis-B-Infektion aktiv. Sie können weiterhin aktiv zur Kontrolle der Virusinfektion bei tragen. Die Studie bietet damit neue Therapieansätze. An der bislang unheilbaren chronischen Virusinfektion leiden allein in Deutschland rund 16.000 Menschen. „Unsere Ergebnisse bieten neue Einsichten in die Me chanismen der Immunantwort bei chronischer He patitis-B-Infektion“, berichtet Prof. Robert Thimme, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Freiburg. „Insbesondere die Rolle der cytotoxischen T-Zellen, früher auch als T-Killerzellen bezeichnet, könnte für zukünftige therapeutische Strategien von Bedeutung sein.“ Quelle: Universität Freiburg Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.

Quelle: Berufsverband der Frauenärzte e. V.

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WIRTSCHAFT

Praxisübergabe an ein MVZ: Wie bereite ich mich optimal vor? Die Abgabe der eigenen Praxis an ein investoren betriebenes Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) kann unter den verschiedenen Möglichkei ten der Praxisübergabe eine geeignete Wahl sein. Dr. med. Gerd Rauch, Ärztlicher Leiter des MVZ OCP Kassel Lichtenau, hat vor vier Jahren seine orthopä dische Praxis an eine Klinik übergeben und ist jetzt als Ärztlicher Leiter dort weiter tätig. Er teilt seine Erfahrungen zur Praxisübergabe im Interview.

Dr. Gerd Rauch FA für Orthopädie und Unfall chirurgie, Leiter MVZ OCP Kassel Lichtenau gGmbH, D-Arzt, BVOU Landesvorsitzender Hessen, Mannschaftsarzt MT Handball bundesliga, www.ocp-kassel.de

Sehr geehrter Herr Dr. Rauch, was sollte der Praxis inhaber bei der Nachfolgeplanung beachten? Dr. Rauch: Das Wichtigste ist die persönliche Lebensgestal tung und natürlich bei Gemeinschaftspraxen bzw. größeren Berufsausübungsgemeinschaften (BAGs) die Lebensplanung, die Altersstruktur und die Interessen der Praxispartner. Der Praxisverkauf muss rechtzeitig geplant werden, das heißt ein Vorlauf von fünf Jahren wäre dabei wünschenswert, da es sich um einen längeren Entscheidungsprozess handelt. Vorab sollte geklärt werden, ob man weiterarbeiten möchte und wenn ja, wie lange und wie viel. Ein wichtiger Punkt ist auch die selbstkritische Analyse der eigenen Praxis und des Standorts. Dr. Rauch: Hier gibt es große Unterschiede je nachdem, ob es sich um eine Einzelpraxis handelt oder um eine größere, z.B. operative Gemeinschaftspraxis. Der Stand ort der Praxis ist sehr wichtig. Liegt die Praxis in einem beliebten, eher lukrativen Großstadtviertel mit Parkhaus und gutem Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel oder ist es eine Einzelpraxis auf dem Land? Hier muss eine kritische Marktanalyse erfolgen, inwieweit die Praxis gut veräußerbar ist oder ob sie als Teil der Praxis gut veräußert werden kann. Weiterhin muss analysiert wer den, ob die Praxis auf dem neuesten Stand ist, das heißt volldigitalisiert, mit neuen Geräten und ggf. gut ausge stattetem, modernem OP-Trakt. Ist die Patientenzusam mensetzung gut und besteht eine Zuweisungsstruktur? Welche Aspekte sind im Abgabeverfahren für den Abgeber relevant?

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WIRTSCHAFT

Wie kann die Übergabe der Praxis möglichst reibungslos vonstatten gehen? Dr. Rauch: Voraussetzung ist zunächst die exakte Zusammenstellung aller Unter lagen, d.h. die Betriebswirtschaftliche Aus wertung (BWA) der letzten 3–5 Jahre, ent sprechende KV- und Privatabrechnungen und ggf. BG-Abrechnungen, IGeL-Leis tungen, Gutachtenhonorare, aktualisierte Inventarliste und Ausstattung der Praxis, Mitarbeiter- und Mietverträge, alle Fach arztzeugnisse und Zusatzqualifikationen für die Vertraulichkeitsprüfung (sog. Due Diligence). Wie lange ist die Immobilie am Standort abgesichert? Oder muss die Praxis ggf. an einen anderen Standort über führt werden? Bei Großpraxen und BAGs ist es zwingend notwendig zu analysieren, ob jüngere Kollegen in die Praxis aufgenom men werden sollen oder ob die Praxis als Ganzes verkauft werden soll. Hierzu sind die individuellen Lebenspläne kritisch ab zuwägen. Sollte eine größere BAG verkauft werden, muss eine einheitliche Verkaufs strategie mit Verhandlungskorridoren, z.B. Kaufpreis, vorab konsentiert und ein Ver handlungsteam gebildet werden, um mit einer Stimme zu sprechen. Zudem sollten Sie professionelle Berater an Bord holen, denn die Praxiskäufer, z.B. eine Private Equity-MVZ-Kette oder ein Klinik-MVZ, schicken in der Regel Vertragsprofis und Sie verkaufen nur einmalig. Die steuerlichen Aspekte mit halbem Steuersatz ab dem 55. Lebensjahr nach § 34 Einkommensteuergesetz sind natür lich zu beachten. Weiterhin sollten Sie überlegen, wie lange sie nacharbeiten wol len. In der Regel ist eine weitere dreijährige Vertragsarzttätigkeit zwingend notwendig, um die Zulassung am Standort zu erhal ten. Hier muss geschaut werden, inwieweit eventuell auch eine Teilzeittätigkeit mög

lich ist oder welchen Umfang der Jahres urlaub einnehmen soll. Die Kaufpreisgestaltung richtet sich vor allem nach dem Markt. Im Extremfall werden Praxen auf dem Land verschenkt, während hochspezialisierte, große Fach arztpraxen (z.B. Labor-, Radiologie-, ope rative Augen- und Orthopädiepraxen) für das 5–10-fache „Multiple“ verkauft wer den (s. Infobox). Die sehr hohen Multiples sind nur für Top-Praxen zu erzielen, die der Investor unbedingt strategisch erwer ben will. In letzter Zeit gehen die Multiples nach unten. Das alte Ärztekammermodell mit dem 2,5-Fachen des Jahresgewinns abzüglich eines fiktiven Oberarztgehalts gehört zunehmend der Vergangenheit an. Sehr wichtig ist Ihr anschließender Angestelltenvertrag, häufig mit variablem Anteil, der an den wirtschaftlichen Erfolg gebunden ist. Beachten Sie: Was nützt Ihnen ein Multiple von 7, wenn Sie keine Chance haben, den 40%-Earnout und Ihren variablen Gehaltsanteil zu erreichen? Dann arbeiten Sie lieber selbstständig weiter. Ach ten Sie deshalb nicht nur auf den Brutto verkaufspreis, sondern auch darauf, ob Sie Ihre gute Medizin unter dem neuen Träger genauso weitermachen können. Dr. Rauch: Praxisabgeber sollten mit ihren Steuerberatern und einem in Transaktionen erfahrenen, beratenden Juristen ein erfah renes Beratungsteam zusammenstellen, um auch einen realistischen Praxisverkaufs preiskorridor zu ermitteln. Arbeiten Sie sich auch selbst hinreichend in das Thema ein: Direkte Verhandlungen mit einem Praxis interessenten, Veräußerung des Praxisan teils in einer Gemeinschaftspraxis, Verkauf der gesamten Gemeinschaftspraxis an an dere Gemeinschaftspraxen, Klinik-MVZ oder private MVZ-Ketten. Gehen Sie aktiv mit einem guten schriftlichen Konzept auf die infrage kommenden Investoren, Klinik MVZs und/oder interessierte Großpraxen zu. Zum Verhandlungsbeginn wird bei den MVZ-Ketten häufig ein „Letter of Intent“ mit Verhandlungskonditionen gewünscht. Vermeiden Sie hierbei möglichst die häufig von der Gegenseite gewünschte sogenannte „langlaufende Verhandlungsexklusivität“, denn dann können Sie womöglich nur für ein Jahr mit nur diesem einen Investoren MVZ verhandeln. Mehrere Kaufinteressen ten parallel sind strategisch besser. In den Letter of Intent sollte einfließen, welche Arbeitsleistung Sie nach dem Verkauf noch leisten möchten und wie lange. Auch muss eine ggf. erwünschte Geschäftsführertätig keit von Ihnen besonders bedacht werden, Welche wirtschaftlichen Überlegungen sind im Vorfeld wichtig?

Was ist ein Multiple?

da Sie hier in der persönlichen Haftung sind und häufig noch einen kaufmänni schen Mit-Geschäftsführer haben bzw. der neue Besitzer auch festlegt, was überhaupt investiert wird und welche Arbeitsbedin gungen Sie haben. Weiterhin ist wichtig, absolute Vertrau lichkeit zu vereinbaren. Sie sollten erst in tern alles klären, dann die Verhandlungen sehr vertraulich führen und die Mitarbeiter nach Möglichkeit nicht mit einbeziehen – und wenn, dann nur die Praxismanagerin. Erst wenn die Sache unterzeichnet ist, soll ten Sie an die Öffentlichkeit gehen und dann auch rechtzeitig die Anträge beim Zulassungsausschuss der KV stellen. Hier sollten Sie unbedingt abklären, dass der übernehmende Praxispartner bzw. gerade auch MVZ-Investorengesellschaften über genügend Liquidität verfügen. Denn das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass es zu einem Verkauf („Closing“) kommt, das Geld nicht fließt und Sie die Praxis be reits dem Zulassungsausschuss übergeben und die Öffentlichkeit informiert haben. Zu diesen Supergaus ist es auch schon gekommen. Worauf kommt es bei der Kommuni kation im Praxisteam während des Übergabeprozesses an? Dr. Rauch: Für die Zusammenstellung der umfassenden Unterlagen ist in der Regel die streng vertrauliche Einbeziehung der Praxismanagerin, ggf. auch des Leitungs teams notwendig. Das gesamte Praxisteam sollte erst am Ende informiert werden, wenn die Verträge unterzeichnet sind. Die Vorstellung des neuen Besitzers sollte zeit nah erfolgen mit einer wertschätzenden Übergabe und dem Hinweis, dass alle Mitarbeiter zu den gleichen Konditionen übernommen werden und auch die Ärzte wie bisher in der Praxis weiterarbeiten. stimmte wirtschaftliche Bedingungen für einen suffizienten Weiterbetrieb der Praxis geknüpft ist. Häufig ist er nur schwer erreichbar. Der Earnout wird erst nach 3–5 Jahren ausgezahlt. Ein Multiple, das heißt Ertragsmultiple, ist der Vorsteuergewinn (EBITDA) abzüglich des zukünftig vereinbarten Angestelltenjahresgehalts aller Ärzte. Häufig wird ein anteiliger Zusatzkauf preis, der Earnout, von 10–40 % des Kaufpreises vereinbart, der an be

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WIRTSCHAFT

Effektives Abrechnungs-Controlling leicht gemacht In Anbetracht der gegenwärtigen finanziellen Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen sollten Honorarpotenziale nicht ungenutzt bleiben. Viele Abrechnungen in Arztpraxen bergen zudem Risiken für Prüfun gen und Honorarkürzungen. Diese sind dem Praxisinhaber aber oft nicht bewusst. Lesen Sie im Beitrag, welche Kennzahlen Sie im Blick haben sollten, um ein effektives Controlling Ihrer Leistungen zu etablieren.

D ie ambulante Versorgung steht unter Druck. Die Gründe sind seit langem bekannt. Hierzu gehören eine älter und kränker werdende Bevölkerung, stark gestiegene Kosten, der Mangel an Me dizinischen Fachangestellten (MFA), der Rückgang an Arztzeit durch den Trend zur Anstellung sowie eine immer noch in vielen Bereichen dysfunktionale Digitalisierung. Da auch immer mehr Arztsitze – gerade im hausärztlichen Bereich – unbesetzt bleiben, resultieren diese Faktoren in einer spür baren Arbeitsverdichtung mit Belastung der Praxisteams. Die chronische Unter finanzierung der ambulanten Versorgung führt dann weiterhin dazu, dass der Praxis gewinn erheblich unter Druck steht.

Die klassische Abrechnungskontrolle

auf dem Weg. Sie wird voraussichtlich erst im 4. Quartal 2025 Realität und der Ef fekt wird viel kleiner ausfallen als sich die meisten Praxen erhoffen. Im fachärztlichen Bereich hat die Politik vergleichbare Pläne als wünschenswert, aber nicht finanzierbar abgelehnt. Eine neue Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ist in dieser Legislatur periode politisch nicht gewünscht. Während Finanz- und Steuerberater pri mär die Praxiskosten im Blick haben, sind Praxisinhaber in der Regel für die Ein nahmeseite (allein) verantwortlich. Nach unserer Erfahrung werden beispielsweise in einer hausärztlichen Einzelpraxis im Durchschnitt Leistungen im Wert von 8.000 € bis 20.000€ nicht abgerechnet, ob wohl alle Voraussetzungen zur Abrechnung erfüllt sind. Dies ist schade, denn keine Praxis hat in der momentan angespann ten finanziellen Lage Geld zu verschenken. Keine Honorarpotenziale verschenken

In den meisten, aber längst nicht allen Praxen wird die Abrechnung über die Kontrolle von Leistungslisten am Ende eines Praxistages gesteuert. Zum Quartalsende versuchen die MFA dann mithilfe des Praxisverwal tungssystems, zum Teil über selbst erstellte Excel-Listen, die Abrechnung auf der Ebene der einzelnen Ziffern zu kontrollieren. Viele Praxen müssen für diese aufwändige End kontrolle den Praxisbetrieb für einen halben oder ganzen Tag unterbrechen und schließen. Am Ende dieser sehr stressigen und nicht selten mit Überstunden verbundenen Phase werden die Fehler des KBV-Prüfmoduls kor rigiert und die Abrechnungsdatei an die Kas senärztliche Vereinigung (KV) versandt. Jede Praxis arbeitet hier mithilfe praxisinterner Routinen unter starkem Zeitdruck. Überblick verschaffen Ein Gesamtüberblick fehlt häufig. So werden in vielen Praxen die komplexen Regeln der Honorarverteilung ebenso wenig berücksichtigt wie die Kriterien zur Beurteilung von Wirtschaftlichkeit und Plausibilität der Abrechnung. Dies hat zur Folge, dass z. B. viel Arbeit für Leistungen aufgewendet wird, die bei einer Budgetüberschreitung nur noch minimal vergütet werden. Andere Potenziale bleiben unangetastet ste hen. Zudem weisen viele Abrechnun gen signifikante Risiken für Prüfungen und Honorarkürzungen auf. Diese sind dem/den Praxisinhaber(n) in der Regel nicht bewusst. Wenn dann vier bis sechs Monate später der Honorarbescheid kommt, entspricht das ausgewiesene Honorar häufig im Vergleich zur aufgewende ten Arbeit nicht den Erwartungen.

Entbudgetierung mit kleinem Effekt

Die sehnlichst erwartete Entbudgetierung für die hausärztlichen Basisleistungen so wie die Hausbesuche ist über das Gesund heitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG)

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WIRTSCHAFT

Abrechnungs-Controlling

Die meisten Leser haben – ebenso wie der Verfasser des Beitrags – primär ihren Beruf gewählt, um Patienten zu behandeln. Die Inhalte eines notwen digen Leistungs-Controllings für die eigene Praxis werden in der ärztlichen Weiterbildung kaum vermittelt. Welche Kenngrößen sollten Sie daher sinnvollerweise im Blick haben? Die nebenstehende Infobox gibt dazu einen Überblick in Form einer Check liste. Diese ist je nach der Konstella tion der eigenen Praxis anzupassen. Durch einen regelmäßigen Check die ser Parameter lassen sich für die Praxis sinnvolle Strategien definieren, z.B.: bei Plausibilitätsproblematiken • Sollten bei großen Praxen mit Plau sibilitätsproblemen Patienten ver mehrt in Selektivverträge, wie z.B. die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV), eingeschrieben werden? Und wenn ja, wie viele Patienten? • Kann die abgerechnete Leistungs menge in Bereichen mit einem ge ringen Umsatz pro Minute Prüf zeit ohne allzu nachteiligen Effekt auf den Umsatz reduziert werden? bei Budgetüberschreitungen • hausärztlicher Bereich: Welche extrabudgetären Leistungsbereiche können ausgebaut werden? • fachärztlicher Bereich: Werden die Möglichkeiten des Hausarztvermitt lungsfalls bzw. der offenen Sprech stunde vollumfänglich genutzt?

Übersicht über die relevanten Steuerungsgrößen

1. Entwicklung im aktuellen Quartal vs. Vorquartal bzw. Vorjahresquartal Kenngrößen Check der • Fallzahlen vs. Fachgruppe • abgerechneten Leistungsmenge • abgerechneten Leistungsmenge im Vergleich zum Tätigkeitsumfang bzw. zu den Tätigkeitsumfängen • Budgetauslastung – Unter- bzw. Überschreitung, ggf. hausärztlich und fachärztlich • extrabudgetär vergüteten Leistungen Betrachtung • für einzelne Ärzte/Fachgruppen • für Nebenbetriebsstätten/Zweigpraxen • für die gesamte Praxis, hier zusätzlich - Kooperationsgrad (bei Berufsausübungsgemeinschaften) - voraussichtlich erwirtschafteter Umsatz - Soll-Ist-Vergleich mit dem geplanten Ziel- bzw. Mindestumsatz 2. Leistungs-Controlling im aktuellen Quartal • Potenziale umsatzrelevanter Leistungen* • Risiken (Prüfprävention) - Check der Tages- oder Quartalsprüfzeit  Aufgreifkriterien für Plausibilitätsprüfungen - Check der abgerechneten Leistungen bzw. Leistungsgruppen > 1,5- bzw. 2-fache des Fachgruppendurchschnitts  Aufgreifkriterium für Wirtschaftlichkeitsprüfungen - Check der Diagnosen für Leistungen mit Indikations- bzw. explizitem Diagnosebezug

Dr. med. Georg Lübben Vorstand AAC Praxisberatung AG Am Treptower Park 75, 12435 Berlin 030-22 44 523-0 www.aac-ag.de

Mit dem AAC-Praxisnavigator ® steht eine für Arzt und MFA intuitiv zu bedienende Controlling-Software zur Verfügung. So kann die Abrechnung während des laufenden Quartals über Potenzial-, Fehler- und Hin weislisten sowie Übersichten der Kenngrößen in kleinen Arbeitseinheiten quasi nebenbei bearbeitet und gesteuert werden. Ein einfaches Farbschema unterstützt dabei den Bearbeitungsprozess. Der Stress zum Quartalsende ent

 Sind qualifizierende Diagnosen kodiert worden? - Check der Diagnosesicherheit je nach Leistung

*Diese sind fachgruppenspezifisch. Beispielhaft seien genannt: • Hausärztlicher Versorgungsbereich: Gespräche, Chronikerpauschalen, Geriatrie, Heimbesuchsleistungen, Psychosomatik • Orthopädie: Komplexe, Akupunktur, Psychosomatik, ambulante Operationen • Neurologie und Psychiatrie: Gespräche, Betreuungsleistungen

fällt, die Abrechnungsqualität verbessert sich spürbar bereits nach zwei Quartalen. Die freiwerdende Arbeitszeit kann für die Patientenversorgung eingesetzt werden. Weitere Informationen finden Sie unter www.aac-ag.de/leistungen/abrechnung

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